Die Enzyklopädie der Wächter: Terra – Buchstudent rezensiert

Text by Ronja.

Ein Held, ein Bösewicht, Leute, bei denen man sich irgendwie nie so ganz sicher ist, und eine magische Parallelwelt – dieses Geheimrezept für eine phantastische Trilogie funktioniert auch bei Eleonore Laubensteins Erstlingswerk, Die Enzyklopädie der Wächter: Terra.

Dass ich mit diesem Beitrag hier den Bekanntheitsgrad des Buchs erhöhe, ist nicht ganz uneigennützig. Ich habe zwar nichts vom Gewinn, aber dies ist das erste Werk, bei dem ich als Probeleser selber an einer Geschichte herumpfuschen durfte.
Kurz vor der Veröffentlichung bekam ich von der Autorin höchstpersönlich das Buch (in digitaler Form) zugeschickt und sollte es eigentlich nur ganz gemütlich lesen und dann eine Rezension schreiben.  Das Problem war jedoch, dass die Geschichte mich so begeistert hat, dass ich sie innerhalb kurzer Zeit durchgelesen und mit Kommentaren und Korrekturen versehen hatte. An dieser Stelle ein kleiner Hinweis: Nur wenn ich in etwas überhaupt das Potenzial zur absoluten Perfektion sehe, mache ich mir die Mühe, es zu verbessern, und stecke viel perfektionistische Energie hinein.
Also traf ich mich – nachdem ich das Buch geradezu verschlungen hatte – kurzerhand noch einmal mit der Autorin und nach einigen Stunden voller angeregter Diskussionen und Phasen konzentrierten Arbeitens hatten wir die ohnehin schon sehr gute Geschichte in ein Meisterwerk verwandelt.

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Aber worum geht es eigentlich im ersten Teil der Enzyklopädie der Wächter?
Die Hauptfigur ist der sechzehnjährige Sifa und auf den ersten Blick wirkt er wie ein ganz normaler Teenager. Naja, vielleicht nicht ganz normal. Er ist nämlich stumm und sieht manchmal Dinge, die kein anderer sehen kann. Außerdem ist da noch die Sache mit der Tür, von der er andauernd träumt.
Dennoch führt er zusammen mit seinem besten Freund Josh, der im Rollstuhl sitzt, ein relativ gewöhnliches Leben – jedenfalls bis er die Tür aus seinen Träumen eines Tages in der Realität sieht und ein fremder, junger Mann ihm weismachen will, dass Sifa ihm unbedingt in die Welt dahinter folgen muss. Denn er muss ja schließlich ein Held sein und so, versteht sich.
Was anschließend passiert, wem er begegnet und was es mit dem fiesen Puppenspieler auf sich hat, dürft ihr aber gerne selber herausfinden.

Dass ich persönlich von der Geschichte begeistert bin, sollte inzwischen offensichtlich sein. Warum das jedoch so ist, scheint mir schwer zu erklären, ohne zu viel zu verraten.
Da es aber in einer Rezension nicht ausreicht, ein Buch nur als „einfach toll“ zu beschreiben, hier mein Versuch, meine Faszination in drei Gründen zusammenzufassen:

1. Die Charaktere sind vielschichtig. Sie sind nicht einfach gut oder böse. Jeder hat so seine Geschichte und durchaus auch ein paar Leichen im Keller, aber gleichzeitig wirken alle auf ihre Art und Weise sehr sympathisch – selbst der Bösewicht übt eine gewisse Anziehungskraft aus.

2. Die Geschichte ist nicht einfach so runtergeschrieben. Man merkt, dass extrem viel Arbeit in die Planung der Handlung geflossen ist und dass die Autorin wesentlich mehr Hintergründe im Kopf hat, als dem Leser tatsächlich sofort ins Auge fallen.
Das zeigt sich vor allem durch den Aufbau des Buches. Es handelt sich nicht um eine rein chronologische Erzählung, sondern es gibt Rückblenden und Perspektivwechsel, die dem Ganzen eine beeindruckende Mehrdimensionalität geben.

3. Ich kann es nach dem Lesen des ersten Teils gar nicht erwarten, mehr zu erfahren. Ich will unbedingt mehr über die Schattenwelt wissen; wie sie funktioniert, was genau bestimmte Personen mit allem zu tun haben und warum eigentlich Sifa derjenige sein muss, der die Welt rettet.

Genau dieses Lechzen nach mehr ist das, was ich von einem Buch erwarte, damit es mich begeistert. Es muss mich dazu bringen, über Zusammenhänge nachzudenken und mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören zu wollen.

Wer jetzt immer noch kein Interesse hat, diese Geschichte selber einmal zu lesen, der hat selber Schuld. Meiner Einschätzung nach könnte sie vor allem für Harry Potter Fans interessant sein, doch auch Fantasy-Leser, die einfach nur nach neuen, originellen Ideen suchen, sind hier genau richtig.

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